Tagungsbeitrag

Scholl, Christian:

Zwischen Bereinigen und Bewahren: Die barocke Ausstattung der Godehardkirche

Eine Ausstattung, die sich über Jahrhunderte im Kirchenraum ansammelt und verdichtet – so etwas war der Hildesheimer Godehardkirche nicht vergönnt. Vielmehr lassen sich immer wieder historische Ausstattungskampagnen erschließen, die mit mehr oder weniger systematischen Ausräumungen verbunden waren. Heute dominiert insbesondere die Ausstattung des 19. Jahrhunderts, die frühere Einrichtungsphasen etwa der Spätgotik oder auch des Barock nahezu vergessen macht.
Der Beitrag unternimmt den Versuch, anhand von Plänen sowie von (vor Ort wie anderenorts) erhaltenen Artefakten einen Überblick über die weitgehend verlorene Barockausstattung der Godehardkirche zu entwickeln und diese mit anderen Neuausstattungen von Dom- und Klosterkirchen im Hochstift Hildesheim in Beziehung zu setzen. In diesen Ausstattungskampagnen manifestiert sich ein genereller Neuanfang nach dem Dreißigjährigen Krieg, der für Hildesheim auch noch mit der Restitution des Hochstifts in seiner alten Größe nach 1643 zusammenfiel. Spannend ist dabei das Wechselverhältnis von Neuordnung (beim Paderborner Dom wurde die entsprechende Kampagne „die große Luft“ genannt) und Bewahrung – etwa des gotischen Chorgestühls, aber auch der Werke des Benediktmeisters im Neuarrangement des Benediktaltars.

Dr. habil. Christian Scholl, Kunsthistoriker, Dozent am Institut für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft der Universität Hildesheim. Forschungsschwerpunkte: Kunst und Kunsttheorie zwischen Aufklärung und Moderne, Romantik und Romantikrezeption, Architektur des Mittelalters und der Neuzeit. Kontakt: scholl@uni-hildesheim.de