Tagungsbeitrag

Noll-Minor, Mechthild; Schwieger, Olaf:

Zur Instandsetzung des Nordflügels der Domklausur und zur Freilegung des Wandmalereizyklus 1985-2006, ein Überblick

Die jüngere Instandsetzungs- und Restaurierungsgeschichte des Ensembles des Domstiftes in Brandenburg an der Havel ist geprägt von der problematischen Topographie des Ortes und den politischen Gegebenheiten. Eine statische Sicherung durch Nachgründung und durch Einzug von Zugankern in den Geschossebenen sowie statische Sicherung der Gewölbe wurde am Nordflügel von 1994-1996 und von 2001-2005 ausgeführt. Dabei wurden im Bereich der doppelgeschossigen Kreuzganganlage am Nordflügel großflächig Putze mit Farbfassungen des 15. Jahrhunderts entdeckt und in mehreren Kampagnen untersucht. Die starken Schäden an den Gewölben mit abgelösten Putzen und Malschichten erforderten dringend konservatorisch-restauratorische Sicherung. An der Konzepterstellung, Planung und Durchführung des Projektes waren Restaurator*innen in verschiedenen Rollen und in interdisziplinärer Abstimmung beteiligt – als Fachplaner im Architekturbüro pmp Architekten, als Denkmalpfleger und als Freiberufler gemeinsam mit den Bauhandwerkern in der Umsetzung. So konnte die Sicherung der Gewölberisse in einem sorgfältig durchdachten Verfahren durchgeführt werden unter Erhalt der gefährdeten spätgotischen und auch einiger jüngerer historischer Fugenmörtel und Putze.
Bei der Entwicklung des Konservierungskonzeptes gemeinsam mit den Denkmalbehörden wurden bereits die erforderlichen präventiven Rahmenbedingungen und die Machbarkeit der Freilegung diskutiert und getestet. Die Freilegungsmethodik musste differenziert an den jeweiligen Zustand angepasst werden. Der weitgehende Verzicht auf Retuschen und auf den Eintrag organischer Bindemittel ermöglichten weiterführende Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren und damit die interdisziplinäre Forschung zu den Bildinhalten. Das sofort einsetzende Monitoring half bei der Beobachtung und Einschätzung von Schadfaktoren und bei der Entwicklung provisorischer Lösungen – z.B. zum Schutz vor Sonneneinstrahlung und stärkeren Raumklimaschwankungen.

Dipl.- Rest. Mechthild Noll-Minor studierte Restaurierung in der Spezialisierungsrichtung Wandmalerei und Architekturfarbigkeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Nach elf Jahren selbständiger freiberuflicher Tätigkeit ist sie seit dem Jahr 2003 Leiterin des Referates Restaurierung/Bauforschung am Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum. Hier obliegt ihr die fachliche Vorbereitung, Beratung und Betreuung von Restaurierungs- und Bauvorhaben im Land Brandenburg und die Leitung von Restaurierungs- und Forschungsvorhaben des BLDAM.

Dip.-Rest. Olaf Schwieger studierte von 1992 bis 1997 an der Fachhochschule Hildesheim-Holzminden Konservierung und Restaurierung im Fachbereich Wandmalerei und Steinobjekte. Von 1999 bis 2018 arbeitete er gemeinsam mit Christoph Gramann in der „Gramann und Schwieger Gbr“ – während des Konservierungsprojektes im Nordflügel der Domklausur in Brandenburg in den Jahren 2001 bis 2005 als Mitgesellschafter der „Gramann, Schwieger und Spies Gbr“. Seit 2018 ist er mit Prof. Dr. Jan Raue in der „Schwieger Raue Partner-Gesellschaft“ verbunden.