Tagungsbeitrag

Krause-Riemer, Sabine; Pick, Katharina:

Interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Deutung figürlicher Szenen der fragmentarischen Wandmalerei

Eine Besonderheit der beiden von der DFG geförderten Forschungsprojekte zum Brandenburger Wandmalereizyklus stellt die bereits in der Antragsstellung geplante Zusammenarbeit zwischen Kunstgeschichte und Restaurierungswissenschaft dar. Die entwickelte strahlungsdiagnostische Methodik kombiniert Messbilder (metigo®MAP, fokus GmbH Leipzig) mit Hyperspektralbildverarbeitung (Andreas Herzog, Fraunhofer Institut) und weiteren bildgebenden und bildverarbeitenden Verfahren wie UV-Fluoreszenzfotografie, Makrofotografie und Decorrelation strech imaging (Dstrech). Besonders die Hyperspektralbildverarbeitung erforderte die gemeinsame Auswertung der Bilddokumentation beider beteiligter Disziplinen von Anfang an.
Im Vortrag werden die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit anhand der digitalen Visualisierung von zwei Wandgemälden des Bildprogramms zu den Künsten und Wissenschaften in der Domklausur zu Brandenburg exemplarisch vorgestellt. Das Wandgemälde zur Theologie wird jenem zur Theaterkunst gegenübergestellt. Die digitale Visualisierung ermöglicht über die Bestimmung der Bildthemen hinaus den systematischen Vergleich mit der zeitgenössischen Beschreibung von Hermann Schedel und weiteren Schriftquellen wie dem Dekalogtraktat von Bischof Stefan Bodeker. Am Beispiel des Tanzes wird die ikonographische Untersuchung einzelner Bildmotive erläutert. Schließlich verdeutlichen die beiden gewählten Beispiele differenziert eingesetzte Kompositionsschemata, die auf die zugrundeliegende Unterscheidung zwischen Kunst (ars) und Wissenschaft (sciencia) verweisen.

Interdisciplinary cooperation for the interpretation of figurative scenes of the fragmentary wall paintings

A special feature of the two DFG-funded research projects on the Brandenburg mural cycle is the collaboration between art history and conservation research that was already planned during the application process. The radiation-diagnostic methodology developed combines measurement images (metigo®MAP, fokus GmbH Leipzig) with hyperspectral imaging (Andreas Herzog, Fraunhofer Institute) and other imaging techniques such as UV fluorescence photography, macrophotography and decorrelation strech imaging (Dstrech). Especially the hyperspectral image processing required the joint evaluation of the image documentation of both disciplines involved from the very beginning.
In the lecture, the results of this collaboration will be exemplified by the digital visualization of two murals of the image program on the arts and sciences. The mural on theology will be contrasted with the one on theater art. Beyond the determination of the pictorial themes, the digital visualization enables a systematic comparison with the contemporary description by Hermann Schedel and contemporary sources such as the Decalogue treatise by Bishop Stefan Bodeker. The iconographic study of specific pictorial motifs is explained using the example of the dance. Furthermore, the selected examples reveal the differentiated composition, which refers to the underlying distinction between art (ars) and science (sciencia).

Dipl.-Rest. Sabine Krause-Riemer M. A. studierte an der TH Köln, CICS, Restaurierung/Konservierung von Wandmalerei/ Objekte aus Stein und war wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG- Projekt zum Wandmalereizyklus zu den Wissenschaften und Künsten in der Brandenburger Domklausur, Schwerpunkt „Restaurierungswissenschaftliche Forschung zur substanziellen und ideellen Erschließung des erhaltenen Bestandes“ unter Leitung von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub, HAWK Hildesheim.

Katharina Pick M.A. hat Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin studiert und war von 2012 bis 2020 an der Universität Paderborn als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt: Ab 2017 arbeitete sie als Doktorandin an der dortigen Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Kunst / Musik / Textil – Fach Kunst, Mittlere und Neuere Kunstgeschichte im Rahmen des kunsthistorischen Forschungsprojekts, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – 346774044, mit dem Titel „Der Wandmalereizyklus zu den Wissenschaften und Künsten in der Brandenburger Domklausur. Kunstproduktion und Wissensorganisation um 1450“ unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Heinrichs.