Tagungsbeitrag

Wolter-von dem Knesebeck, Harald:

Buchkunst und Bildung in St. Godehard im Jahrhundert seiner Gründung

Der Beitrag widmet sich dem, was man zur Buchkunst im Zusammenhang mit der Entwicklung von Bildung in Hildesheim, aber auch mit der Liturgie in Verbindung mit St. Godehard in Hildesheim in den ersten hundert Jahren nach der Gründung dieses Klosters sagen kann. Die heute noch fassbaren Buchbestände bieten neben Klassikern auch Titel der moderni, wie die Autoren der Frühscholastik genannt wurden. Ihre Art in Handbüchern und glossierten Bibeltexten Referenzsysteme zwischen Texten erster und zweiter Ordnung herzustellen, prägte bei dem hohen und hochgebildeten Hildesheimer Klerus ab Mitte des 12. Jahrhunderts auch den Umgang mit Bildern. Dies zeigen die ab diesem Zeitpunkt entstehenden liturgischen Prachthandschriften und Ausmalungen des liturgischen Raums in Hildesheim (Stammheimer Missale, Fußboden der Hauptapsis und Ausmalung der Kapelle im Westbau des Hildesheimer Doms). Dass dies damals auch in St. Godehard einen Widerhall fand, zeigen von den beiden liturgischen Prachthandschriften aus St. Godehard, die sich heute in Trier (Domschatz Nr. 69, Cod. 140 (olim 129) und Nr. 70, Cod. 141 (olim 126)) befinden - und wohl von Anfang an ein Paar nach dem Muster etwa der beiden Evangeliare von St. Georg in Köln bildeten - vor allem das letztgenannte mit einer wohl gegen Anfang des 13. Jahrhunderts in ihr nachgetragenen Wurzel Jesse am Beginn des Evangeliums des Matthäus. In diesem Schemabild werden nach dem oben angesprochenen Referenzmustern enge Bezüge zwischen den einzelnen Bildelementen hergestellt, bei denen sich die in Hildesheim sehr früh und vielfältig behandelte Wurzel Jesse u.a. mit dem Traum Jakobs von der Himmelsleiter verbindet. Dies versucht der Vortrag auch durch den Funktionskontext einer liturgischen Prachthandschrift zu erklären.

Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck ist seit 2008 Professor für Kunstgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des Mittelalters am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn. Er forschte seit seiner Doktorarbeit zum Elisabethpsalter in Cividale del Friuli (als Buch 2001 erschienen) und seinen Beiträgen zum Hildesheimer Ausstellungskatalog „Abglanz des Himmels. Romanik in Hildesheim“ von 2001 wiederholt zur romanischen Malerei und Buchkultur in Hildesheim, zuletzt im Rahmen des BMBF-Projekts zu Objekten und Eliten in Hildesheim von 1130 bis 1250. Kontakt: hwolter@uni-bonn.de