Tagungsbeitrag

Hörsch, Markus:

Schnitzkunst rund um den ''Benediktmeister'' – Die Retabelfragmente in St. Godehard und ihr künstlerischer Hintergrund

Die erhaltenen Skulpturen des Benediktsretabels in St. Godehard zu Hildesheim wurden über ein eher regionales Interesse hinaus bisher wenig gewürdigt. Die Zeiten großer Wertschätzung spätgotischer Skulptur, die sich ohnehin mehr auf Werke Süddeutschlands bezog, solche West- und Norddeutschlands hingegen eher geringer schätzte, scheinen vorüber. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Verehrung „großer Meister“ nicht zuletzt von der Kunstgeschichte selbst (und natürlich nicht zu Unrecht) hinterfragt wurde. Kann man Größen wie Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß stilkritisch noch halbwegs definieren, fällt dies z. B. bei niedersächsischen Werken deutlich schwerer. Die Gründe hierfür sind im Fall von Hildesheim besonders offensichtlich, denn eine eindeutige Umschreibung einer Werkstattproduktion auf stilkritischer Basis scheint in dieser Region schwierig, da eine Fülle erhaltener Werke mit ähnlichen, aber nicht immer eindeutig zuweisbaren Merkmalen existiert, die zudem oft nicht genau datierbar sind. Dieser Ausgangssituation stellt sich der Vortrag.
Es soll deshalb einerseits versucht werden, die wenigen bislang vorliegenden technologischen Untersuchungen zu Hildesheimer Skulpturen des frühen 16. Jahrhunderts stärker in die Betrachtung einzubeziehen. Andererseits soll am Beispiel des so genannten Benediktmeisters gezeigt werden, dass eine kunstgeschichtliche Untersuchung und Bewertung vielversprechende Ansatzpunkte bietet. So handelt es sich beim Benediktaltar um ein genau datiertes Werk von 1508 mit einer eigenartigen wie originellen Komposition der einstigen Schreingruppe mit drei Heiligen an einem Tisch und einem Stil, der ein Bemühen um Plastizität mit grafischer Faltendarstellung verbindet, das bisher nicht befriedigend erklärt werden konnte.

Dr. Markus Hörsch ist Kunsthistoriker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig. Zuletzt war er maßgeblich an der Gründung der tschechisch-deutschen Forschungsplattform »leibniz GWZO prague« beteiligt. Kontakt: markus.hoersch@leibniz-gwzo.de