Tagungsbeitrag

Siedler, Gunnar; Vetter, Sebastian:

Photogrammetrische Auswertung historischer Aufnahmen
- vom 2D Bildplan zum texturierten 3D-Modell

Das auf Bildern basierende Messverfahren der Photogrammetrie stellt eine hochwertige Art der Dokumentation dar, weil es Informationen über ein Objekt zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt liefert. Liegen mehrere Aufnahmen in geeigneter Aufnahmekonfiguration vor, besteht die Möglichkeit einer dreidimensionalen photogrammetrischen Auswertung. Wichtige Kriterien für eine erfolgreiche Auswertung sind Aufnahmemaßstab, radiometrische und geometrische Qualität der Bilder, die Aufnahmekonfiguration sowie die Verteilung von Referenzmaßen am Objekt. Im Idealfall können am Objekt bzw. in dessen Umgebung 3D-Koordinaten bestimmt werden. Existiert das Objekt nicht mehr, kann auf alte Handaufmaßskizzen bzw. Planunterlagen zurückgegriffen werden.
Die Architekturphotogrammetrie in Deutschland begann mit der systematischen Architekturdokumentation durch die Königlich Preußische Messbildanstalt unter Albrecht Meydenbauer. Im Messbildarchiv im Brandenburgischen Landsamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum in Wünsdorf befinden sich etwa 20.000 Glasplatten aus der Zeit von 1885 bis zum Beginn des 1. Weltkrieges (KOPPE, 1997). Für die Wandrestaurierung sind die Farbdias vom Führerauftrag Monumentalmalerei aus dem ZIKG München eine wertvolle Grundlage. Neben dem ''Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg'' und der ''Deutschen Fotothek'' in Dresden sind die Bildarchive der Landesdenkmalämter sowie diverser Stiftungen eine gute Quelle.
Das Spektrum der Aufgabenstellungen erstreckt sich vom zerstörten Kirchenfenster, über partiell erhaltene Parkett-Fußböden, Wandtapeten oder Deckengemälde, die wieder hergestellt/ergänzt werden sollen, bis zu fehlendem Mobiliar, Leuchtern, Orgelteilen und dem abgebrannten Altar. Außerdem sind Fassaden, Dachaufbauten, Turmhelme und zerstörte Sockel wieder aufzustellender Plastiken zu bearbeiten.

Photogrammetric evaluation of historical photographs

The photogrammetry measurement method, which is based on images, represents a high-quality type of documentation because it provides information about an object at a specific point in time. If there are several images in a suitable recording configuration, there is the possibility of a three-dimensional photogrammetric evaluation. Important criteria for a successful evaluation are the image scale, radiometric and geometric quality of the images, the recording configuration and the distribution of reference points or dimensions on the object. Ideally, 3D coordinates can be determined on the object or at its surroundings. If the object no longer exists, you can use old hand measurement sketches or planning documents.
Architectural photogrammetry in Germany started with the systematic documentation of architecture by the Königlich Preußische Messbildanstalt under Albrecht Meydenbauer. The archive of Meydenbauer images in the Brandenburg State Office for Monument Conservation and Archaeological State Museum in Wünsdorf contains around 20,000 glass plates from the period from 1885 up to the beginning of the First World War (KOPPE, 1997).
The colour slides from Hitler's order 'Monumental Painting' archived at the ZIKG (Central Institute for Art History) Munich are a valuable basis for mural conservation. In addition to the "Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg" and the "Deutsche Fotothek" in Dresden, the photo archives of the State Monuments Offices and various foundations are a valuable source.
The spectrum of tasks extends from destroyed church windows, partially preserved parquet floors, wall coverings or ceiling paintings that need to be restored / completed to missing furniture, chandeliers, parts of organs and burned altars. Additional areas of application include façades, roof structures, spires and destroyed plinths of sculptures that are to be re-erected.

Dipl.-Ing. Gunnar Siedler studierte Geodäsie an der TU Dresden, Vertiefungsrichtung Photogrammetrie und Informatik, und gründete dann die fokus GmbH Leipzig. Als Geschäftsführer der fokus GmbH Leipzig ist er für Forschung und Entwicklung zuständig. Spezielle Aufgabengebiete in der fokus GmbH Leipzig sind die Digitale Photogrammetrie und die photogrammetrische Auswertung historischer Fotografien.