Hochschularbeit

Sarah Schröder: Restaurierung und Konservierung einer Korallenparure im Futteral Zurück
Seitenübersicht:  
 
Zusammenfassung: Die Korallenparure im Futteral wird in die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert und stammt vermutlich
aus italienischer Herstellung. Die Garnitur umfasst ein Armband, ein Diadem, eine Brosche, ein Paar
Ohranhänger und ein Collier. Das Objekt ging im Jahre 1920 in den Besitz des Angermuseums Erfurt
über und wurde seither in den dortigen Magazinräumen aufbewahrt.
Das gesamte Objekt befindet sich trotz Alterung und Gebrauch in einem relativ guten Zustand. Die
Garnitur zeichnet sich bis auf den Verlust einzelner Kleinteile der Koralle durch ihre Vollständigkeit
aus. Das Ziel der Bearbeitung bestand darin, das Objekt in einen ausstellungsfähigen Zustand zu
überführen und so den edlen Charakter des Ensembles zu unterstreichen. Es sollten Vorkehrungen
gegen den weiteren Verlust, vornehmlich der Koralle, getroffen werden, um das Objekt in seiner
jetzigen Gesamtheit zu bewahren.
Die vermutlich durch die ungeschützte Präsentation der Garnitur verschmutze Oberfläche der Koralle
wurde mit destilliertem Wasser und Wattestäbchen gereinigt. Der langjährige Gebrauch des
Korallenschmucks führte außerdem zu Beschädigungen und Verlust einzelner Korallenteile.
Die von Beginn an separat vorliegenden korallenen Blütenblätter wurden an passenden Stellen der
Garnitur mit Paraloid B72 in Aceton (10%ig) eingesetzt, wodurch einzelne störende Fehlstellen
geschlossen werden konnten. Am Armband lag eine Beschädigung durch einen abgebrochenen
Metallstift vor, wodurch ein Stäbchenglied einseitig aus dem Verbund gelöst war. Der verletzte
Metallstift wurde dem Band entnommen und durch einen neuen Messingdraht ergänzt. Alle
metallischen Elemente an der Garnitur und am Futteral wurden mit Watte gereinigt. Die gleichzeitig
polierende Wirkung führte zur Minderung der schwarzen Korrosionsprodukte.
Das Futteral gestaltet sich durch Deckel und Auflagefläche des Schmucks (Kartusch). Die Abschlüsse
von Deckel und Kartusch sind durch umlaufende Holzleisten gestaltet, welche mit gemalten
Papierstreifen beklebt wurden. Das Papier weist besonders an Bereichen mechanischer
Beanspruchung Fehlstellen auf, was sich durch Verlust der dunkelbraunen bzw. kakifarbenen Fassung
aber auch partiell der gesamten Papierlage zeigt, wodurch die Holzleisten freiliegen. Das Papier
wurde zunächst durch Abpinseln vom locker aufsitzenden Schmutz befreit. Teilweise gelöste
Papierbereiche wurden durch Methylcellulose MH 300 gelöst in Wasser (15%ig) wieder am
Holzuntergrund fixiert. Holzsichtige Fehlstellen am Papier wurden durch Ergänzungen mit
Japanpapier kaschiert. Zur Festigung der Fassung kam Klucel EF in Ethanol (20%ig) zum Einsatz. Die
Punktretusche erfolgte mit Aquarellfarben.
Das bei Eingang, vermutlich durch langjährigen Gebrauch, in Ober‐ und Unterteil getrennt
vorliegende Futteral, wurde rückseitig mit Fischleim wieder zusammengefügt. Außerdem wurden
die einst zwischen den Futteralteilen befindlichen Scharnierbändchen durch synthetische Bändchen
ergänzt. Der außenseitig mit Leder überzogene Deckel wurde trocken mit dem AKAPAD®‐Schwamm
vom locker aufsitzenden Schmutz gereinigt. Aufstehende Fasern am Leder wurden mit Klucel EF in
Ethanol (20%ig) niedergelegt und anschließend helle Bereiche retuschiert.
Das mit Seide ausstaffiert Deckelinnere wurde aufgrund der leichten Verschmutzung mit Hilfe von
Druckluft und Pinsel gereinigt und so nebenbei partiell auftretende gräuliche Flecken (vermutlich
durch früherer Schimmelbefall) gemindert. Da eine Erschwerung des Seidengewebes vorlag, sollte
ausschließlich eine minimale Sicherung der geschädigten Bereiche vorgenommen werden. Daher
wurden diese Bereiche nähtechnisch mit Seidengrège durch den Spannstich locker vernäht. Der im
Inneren mit Samt überzogene Kartusch bietet Aussparungen und Stufen zum Ein‐ und Aufstecken des
Schmucks. Neben der Oberflächenverschmutzung ist der Samt zu großen Teilen verpresst und weist
schüttere Bereiche durch ausgefallenen Flor auf, wodurch er sehr empfindlich gegenüber
mechanischer Beeinflussung ist. Aufgrund der Empfindlichkeit des Flors entfielen großflächige
Reinigungsmaßnahmen am Samt, welcher daher ausschließlich an stabilen Bereichen abgepinselt
wurde. Die Säume der Einsteckfugen von Brosche und Ohranhängern lösten sich teilweise vom
Untergrund und wurden daher mit Fischleim fixiert. Um die eingerissene Fuge des linken
Ohranhängers zu sichern und zu schließen musste eine Doublierung vorgenommen werden. Die
Auflagefläche des Colliers markiert sich durch zwei in die Oberfläche eingebrachte mit Stoff
überzogene bogenförmige Führungsstege. Der leicht verschmutze Stoff wurde abgepinselt.
Außerdem zeigten sich jeweils an den Enden Kantenausbrüche, welche mittels Riegeln aus
Seidencrepeline gesichert wurden. Hierzu wurde die bereits mit LASCAUX 360HV® versetzte
Crepeline durch Erwärmen mit dem Heizspatel am Untergrund fixiert.
Die Standfläche des Futterals ist mit einem dunkelbraunen geprägten Papier versehen, was zusätzlich
durch ein stabilisierendes Gewebe (vermutlich Leinen) unterlegt ist. Fraßspuren in der Bespannung
geben Hinweis auf einen früheren Schädlingsbefall. Außerdem zeigen sich auf der Bespannung
gelbliche Flecken in Form von krustige Auflagerungen. Die Papierbespannung der Standfläche wurde durch leichtes Abpinseln gereinigt. Zusätzlich konnten Flecken durch Skalpell und leicht
angefeuchtetes Wattestäbchen gemindert werden. Aufstehende Bereiche im Papier wurden mit
Klucel EF in Ethanol (20%ig) am Untergrund fixiert. Fraßlöcher wurden mit Japanpapier und
Methylcellulose MH 300 (gelöst in Wasser) geschlossen und mit Aquarellfarben retuschiert.

Top

weitere Angaben:
  • Hochschule: FH Erfurt
  • Art der Arbeit:  Bachelorarbeit
  • Abgabedatum:  2012
  • Sprache:  Deutsch
Zurück

Das Hornemann Institut verfügt ausschließlich über die hier angezeigten Informationen. Für weitere Informationen oder Kopien der Hochschularbeit wenden Sie sich bitte an den Autor/die Autorin - oder wenn kein Kontakt angegeben ist - an die Sekretariate der jeweiligen Fakultäten.