Tagungsbeitrag

Hohlfeld, Salome Larina:

Aus zwei mach wieder drei Könige: 3D-Rekonstruktion eines gefassten Gipsreliefs

Das Augustinermuseum Freiburg präsentiert in seiner Schausammlung ein aus dem Ende des 15. Jhd. stammendes gefasstes Gipsrelief, das die Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Könige zeigt. Im Verlauf der Objektgeschichte ging jedoch der im Vordergrund mittig kniende König verloren. Die entstandene Fehlstelle wurde zwar formfolgend geschlossen, die fehlende Figur allerdings nicht mehr nachgebildet.Durch die Ergänzung wirkt das Objekt zunächst in sich stimmig, jedoch ist die ikonografische Aussage nicht mehr korrekt und es kann zu Fehlinterpretationen der dargestellten Figuren kommen. Da es sich bei dieser Art von gefassten Gipsobjekten um Multiple handelt, gibt es in den Archiven der Staatlichen Museen zu Berlin noch eine historische Schwarz-Weiß-Aufnahme eines solchen zerstörten Reliefs aus der Serie. Anhand dieser Aufnahme lässt sich der fehlende König rekonstruieren. Das Relief, welches sich in Freiburg befindet ist das letzte bekannte Exemplar aus dieser Fertigungsserie.
Anhand dieses Falls wurde diskutiert und abgewogen, ob eine digitale Rekonstruktion hier sinnvoll ist. Im Rahmen einer Masterthesis wurdezu Dokumentationszwecken durch kombinierte 3D Digitalisierungsverfahren ein präzises 3D-Modell des Freiburger Reliefs generiert. In diesem 3D-Modell wurden sowohl die heute sichtbaren Ergänzungen entfernt, als auch der dritte König nach der Foto-Vorlage rekonstruiert. Durch 3D-Drucke, einmal mit dem rekonstruierten König und einmal im fragmentarischen Zustand ohne Ergänzung, kann die Objektgeschichte und die korrekte Ikonografie Betrachtern gezeigt und die besondere Geschichte des Reliefs klarer vermittelt werden.

Making three kings again out of two: 3D reconstruction of a plaster relief

The Augustinermuseum Freiburg presents in its exhibition collection a plaster relief dating from the end of the 15th century, which shows the adoration of the Christ child by the Magi. In the course of the history of the object, however, the king kneeling in the centre in the foreground was lost. The missing figure was not reproduced, but the missing part was closed in accordance with the form. The addition of the missing figure makes the object appear coherent, but the iconographic statement is no longer correct and misinterpretations of the depicted figures may occur. Since this type of framed plaster object was produced multiple times, the archives of the National Museums in Berlin still have a historical black and white photograph of such a destroyed relief from the series. This photograph allows the missing king to be reconstructed. The relief, which is located in Freiburg, is the last known specimen from this production series.
On the basis of this case, it was discussed and considered whether a digital reconstruction is useful here. Within the framework of a master thesis, a precise 3D model of the Freiburg relief was generated for documentation purposes by means of combined 3D digitization methods. In this 3D model, both the currently visible additions were removed and the third king was reconstructed according to the photo template. By means of 3D prints, one with the reconstructed king and one in a fragmentary state without additions, the object history and correct iconography can be shown to viewers and the special history of the relief can be conveyed more clearly.

Salome Larina Hohlfeld M.A. (geb. Hunziker) studierte an der HAWK in Hildesheim Konservierung/Restaurierung von „Gemälde und gefasste Holzobjekte“. Während ihres Masterstudiums spezialisierte sie sich auf dem Gebiet der 3D-Digitalisierung. Seit 2020 arbeitet sie als Dozentin für 3D-Digitalisierungsverfahren und ist freiberuflich als Restauratorin tätig.