Tagungsbeitrag

Richter, Elke;
Steudtner, Katharina:

Es ging um das Bild – Wiederaufbauprozesse in Ost- und West-Berlin nach 1945 am Beispiel der ehem. Königlichen Hofbibliothek und des Schlosses Charlottenburg

Der Zweite Weltkrieg hinterließ in Berlin verheerende Schäden, nicht nur in der Wohnbebauung, sondern auch an öffentlichen Bauten wie der Hofbibliothek und dem Schloss Charlottenburg. Nach Kriegsende entstand unter Mitwirkung von Hans Scharoun der sogenannte Kollektivplan, der 1946 in der Ausstellung „Berlin plant“ präsentiert wurde und die Bereiche um das Schloss Charlottenburg (Britische Besatzungszone) und im Umfeld der Hofbibliothek (Sowjetische Besatzungszone) für kulturelle Nutzungen vorsah.

Anhand der ehemaligen Hofbibliothek – im Volksmund ‚Kommode’ genannt – in Ost-Berlin und dem Schloss Charlottenburg im Westteil der Stadt, vergleichen die beiden Autorinnen Planungs- und Bauprozesse nach 1945, bewerten denkmalpflegerische Vorgehensweisen und diskutieren die heutigen Denkmalwerte der als „Denkmale des Wiederaufbaus“ gelisteten Bauten. Beide Objekte lagen bis weit in die 1950er Jahre in Trümmern; Sicherungsbemühungen waren dem Engagement Einzelner zu verdanken. Die Entscheidungen zur Wiederherstellung in Ost wie West stellten ein Politikum dar und wurden – auf höchster Ebene – jahrelang verzögert, was große Substanzverluste nach sich zog. Nutzungsplanungen waren eindeutig nachgeordnet. Der rekonstruierende bauliche Umgang mit den erhaltenen Fassadenteilen bzw. Umfassungsmauern trug sowohl an der Kommode als auch am Schloss der gewünschten städtebaulichen Kontinuität Rechnung. Für das Gebäudeinnere wichen die Ansätze der Wiederherstellung jedoch deutlich voneinander ab. Ein differenzierter Vergleich beider Wiederaufbauten fragt nach den Gründen und Vorzeichen der Entscheidungsfindung und nach den Abläufen der Arbeiten im Einzelnen – und zeigt so zwei sehr unterschiedliche „Denkmale des Wiederaufbaus“.

Dipl.-Ing. Elke Richter, M. Sc., 1999-2006 Architekturstudium in Berlin und Venedig, 2006-2008 Masterstudium Denkmalpflege an der TU Berlin; 2008-09 Promotionsstipendium International Graduate School der BTU Cottbus mit dem Promotionsvorhaben „Bau- und Nutzungsgeschichte der ehemaligen Königlichen Hofbibliothek Berlin (´Kommode´)“; seit 2008 Leitung des Teilprojektes „Die Stadtmauern in Samikon, Platiana und Vrestos, Triphylien (Peloponnes, Griechenland)“; seit 2010 wiss. Hilfskraft am Deutschen Archäologischen Institut, Berlin

Dr. des. Dipl.-Ing. Katharina Steudtner, M.A., 1999 Architekturdiplom TU Berlin, 2005 Master in „Bauen & Erhalten“ BTU Cottbus, 2011 Promotion an der BTU zum Dr. phil. („Phasen des Wiederaufbaus von Schloss Charlottenburg“), wiss. Mitarbeit an den Lehrstühlen Historische Bauforschung TU Berlin (Bauforschung Altes Museum) und Denkmalpflege BTU Cottbus (Projekt Berliner Mauer), archäologische Kampagnen in Antiochia/ Türkei, Projekte für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), zurzeit als wiss. Mitarbeiterin am Deutschen Archäologischen Institut, Berlin, mit dem Thema "Denkmalpflege und Forschungsgeschichte archäologischer Stätten (Schwerpunkt Türkei)" befasst.