Brandheiß! Brandschutz in Museen und Baudenkmälern

Interdisziplinäres Fachkolloquium des Hornemann Instituts und der Fakultät Erhaltung von Kulturgut der HAWK

22. Januar 2010 | Hildesheim, Hohnsen 2, Aula

Zur Zeit sind Notfallplanungen, auch „risk management“ genannt, in aller Munde. Brandschutz gehört dazu, wird aber bei vielen Veranstaltungen oftmals nur am Rande thematisiert.

Dieses Fachkolloquium der HAWK konzentrierte sich auf den Brandschutz als einen Teil der Notfallplanungen. Ziel des Fachkolloquiums war es, mithilfe von ExpertInnen unterschiedlicher Berufsgruppen einen praxisorientierten Überblick über die verschiedenen, zum Teil kreativen und zukunftsweisenden Problemlösungen zu geben und für gegenseitiges Verständnis aller Beteiligten zu sorgen.

Einführung

Kulturgut vor Bränden zu schützen, ist unsere Aufgabe. Und doch kommt es immer wieder zu Bränden, die unwiederbringliche Schäden mit sich bringen, z.B. Kunstmuseum Düsseldorf 1993, Sofiensäle Wien 2001, Depot des Eisenbahnmuseums Nürnberg 2004, Klosteranlage Berg Athos 2004 oder Depot der Kunstspedition Momart, London 2004. Das Thema Brandschutz ist aber nicht einfach, denn viele Museen, Archive und Bibliotheken sind in historischen Gebäuden untergebracht und einem erhöhten Brandrisiko ausgesetzt.

Spätestens seit dem Brand in der Weimarer Herzogin Anna Amalia Bibliothek 2004 wird wohl auch niemand die Notwendigkeit geeigneter Brandschutzmaßnahmen bestreiten. Aber der Weg von dieser theoretischen Erkenntnis zur Praxis ist nicht einfach. Auch sind oftmals Interessenskonflikte zu überwinden, insbesondere, wenn RestauratorInnen, Denkmalschützer/innen und KuratorInnen die originale Substanz erhalten wollen.
Letztlich verfolgen Brandschutzexperten und Fachleute der Kulturguterhaltung aber dieselben Ziele, denn vorbeugender Brandschutz ist zugleich Kulturgutschutz. Hilfreich ist dann, wenn die zuständigen BrandschutzexpertInnen mit den beteiligten ArchitektInnen, RestauratorInnen, Denkmalschützer/innen und MuseumskuratorInnen in einen guten Dialog treten können und langfristig zusammenarbeiten.

Zum Programm

In einer Einführung durch Karsten Foth von hhpberlin wurden die wichtigsten Maßnahmen des baulichen, technischen und betrieblichen Brandschutzes erklärt. Darin enthalten sind u. a. Brandmelde- und Sprinkleranlagen sowie deren verschiedenartige Löschmittel.
Peter Hiller ging anschließend an Praxisbeispielen, z. B. Presseartikel oder kurzen Filmszenen, auf Brandgefahren und -ursachen ein.
 
Da die örtlichen Gegebenheiten und die Brandschutzbestimmungen in den Bundesländern nicht einheitlich sind, wurden anschließend an bedeutenden, öffentlich zugänglichen Gebäuden individuelle Problemlösungen erläutert,

  • an Baudenkmälern in Niedersachsen durch Prof. Martin Thumm vom Institut für Baudenkmalpflege der HAWK,
  • das neue Brandschutzkonzept für die Sanierung des Stammhauses der Anna Amalia-Bibliothek in Weimar durch den Mitentwickler Erhard Arnhold,
  • der Brandschutz einst und jetzt am Beispiel der Dresdener Gemäldegalerie durch Dipl.- Rest. Christoph Schölzel,
  • die aktuelle Suche nach der richtigen Lösung an einem hochkarätigen UNESCO-Welterbe: der Wieskirche durch Giulio Marano von der ICOMOS Monitoring Gruppe.

Abschließend berichtete Dr. Friedrich Hülsmann von der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover über den neuen, landesweit einmaligen Regionalen Notfallverbund in Hannover, zu dem sich gerade ein gutes Dutzend Museen, Bibliotheken und Archive in Hannover zusammengeschlossen haben, u. a. das Niedersächsische Landesarchiv, das Hannover Regionsarchiv, das Stadtarchiv Hannover, das Landeskirchliche Archiv, das Sprengelmuseum, das Historische Museum, das Museum August Kestner, das Landesmuseun, die Niedersächsische Landesmedienanstalt und das Niedersächsische Landesdenkmalamt. Herr Hülsmann stellte auch eine in Zusammenarbeit mit dem Restaurator Martin Brederecke gerade neu entwickelte Bergungsrutsche für Bücher vor, die nach nur acht Minuten einsatzbereit ist.

Abschließend wurde ein neu entwickelter „Digitaler Handlungsleitfaden“ zur Sicherheit für Museen, Archive und Bibliotheken präsentiert, mit dessen Hilfe in Zukunft jede Einrichtung überprüfen kann, wie gut sie vor diesen Gefahren geschützt ist und wie sie ihren Schutz verbessern kann.

Während der Mittagspause boten praktische Löschübungen durch den Brandschutztechniker Peter Hiller allen Teilnehmer*innen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und verschiedene Geräte persönlich auszuprobieren.

Die Teilnehmer*innen erhielten eine Teilnahmebestätigung, in der alle Programmpunkte aufgelistet waren.